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Gegen das Vergessen, für die Erinnerung

Fahrt nach Dachau zur KZ-Gedenkstätte

Wie alle neunten Klassen haben auch wir uns dieses Schuljahr in der AUV-Woche intensiv mit dem Nationalsozialismus beschäftigt. Die ersten beiden Tage machten wir Stationsarbeit in der Schule, die sich hauptsächlich um den Nationalsozialismus im Südwesten Deutschlands, also in unserer Gegend, drehte und sahen uns den Film „Napola“ an. All das in Vorbereitung auf die dreitägige Fahrt nach Dachau.

Am 26. Oktober fanden sich dann drei neunte Klassen mehr oder weniger müde, aber dennoch sehr gespannt, mitsamt Gepäck um 06:45 am ADAC-Parkplatz beim Planetarium ein. Um kurz nach sieben ging es dann in zwei Bussen los in Richtung Dachau. Nach einer langen Fahrt, mit zwei Pausen und ohne Stau, kamen wir schließlich um die Mittagszeit beim Jugendgästehaus Dachau an, wo wir uns erstmal mit einem Mittagessen stärkten. Danach wurden wir in Gruppen eingeteilt und machten uns daran, uns mit diesem doch sehr schweren Thema zu befassen. Unter anderem sprachen wir darüber, wofür wir uns rund um das Thema Konzentrationslager am meisten interessieren würden, über unsere Fragen, aber auch Befürchtungen. Außerdem sahen wir uns einige Fotos und Zeichnungen von Häftlingen an, die dem einen oder anderen doch sehr nahegingen. Nach den Gesprächen in den Seminarräumen machten wir in unseren jeweiligen Gruppen noch einen kleinen Rundgang durch die Gegend um die KZ-Gedenkstätte herum, wobei uns viele interessante Dinge rund um die Gegend erklärt und gezeigt wurden. Um 17:30 Uhr konnten wir dann unsere Zimmer beziehen, was eine sehr gute Gelegenheit war, wieder ein Stück vom Thema wegzukommen und alles Gesehene und Gehörte ein wenig zu verarbeiten. Trotzdem merkte man, dass die Stimmung beim anschließenden Abendessen nicht mehr ganz so ausgelassen wie beim Mittagessen war. Nach dem Essen war Freizeit angesagt: Wir konnten unter anderem Spazieren gehen, Billard und Tischtennis spielen oder sonstigen Beschäftigungen nachgehen, doch das alles mehr oder weniger mit dem Hintergedanken, am nächsten Tag die KZ-Gedenkstätte zu besuchen.

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Nach dem langen und auch etwas nervenzehrenden Anreisetag ohne morgendliches Frühstück freuten wir uns alle sehr auf ein erstes leckeres Frühstück im Max-Mannheimer- Haus. Wir wurden gut versorgt, und so fand jeder etwas Geeignetes am Buffet. Die am Vortag eingeteilten Gruppen waren nun ja unsere Arbeitsgruppen für die nächste Zeit und so trafen wir uns nach Frühstück und Co. mit unseren jeweiligen Gruppierungen wieder. Jede Gruppe gestaltete ihren Inhalt zwar etwas anders, aber trotzdem durchliefen wir im Prinzip den gleichen Ablauf. Für meine Gruppe ging es am Morgen zur KZ-Gedenkstätte. Bereits auf dem Weg dorthin sah und erahnte man das ehemalige KZ bzw. NS-Gelände. An der Gedenkstätte angekommen, passierten wir das bekannte Eisentor mit der Aufschrift ,,Arbeit macht frei“. Von dort blickte man auf einen langgezogenen Schotterplatz. Zur linken zog sich ein langer Zaun mit einem Wachturm, auf der anderen Seite das gleiche, obwohl sich dort auch noch ein Haus befand, das zum Museum umgewandelt worden war.

Das gesamte Gelände ist unbeschreiblich groß und eindrucksvoll. Nach dem Eintreten bemerkte man direkt die etwas gedrücktere Stimmung. Wir haben nun als Gruppe verschiedene besonders bedeutsame Orte wie zum Beispiel die Baracken oder ein Denkmal angeschaut. In den Baracken wurde einem erneut sehr deutlich bewusst, wie extrem wenig Platz die Menschen angesichts der ,,Überfüllung“ hatten. Dreistöckige Betten und extrem wenig Privatsphäre waren hier an der Tagesordnung. Weiter ging es dann zu einem kleinen Abstecher ins Museum, wo wir uns eine Karte mit allen Konzentrations-, Vernichtungs- und Außenlagern anschauten. Viele von uns waren in erster Linie überrascht, dass Konzentrations- und Vernichtungslager nicht das gleiche sind, aber auch, wie viele es von diesen Lagern gab. Besonders erschreckend war, dass es Lager an Orten gab, wo man bereits Urlaub gemacht hat, ohne zu wissen, was hier vor noch nicht einmal 100 Jahren passiert ist. Nach diesem gefüllten Vormittag machten wir uns auf den Weg zurück zur Jugendherberge, wo uns schon lecker duftendes Mittagessen erwartete. Wir hatten uns wieder für 14.30 Uhr verabredet, und so konnten wir noch eine kurze Pause genießen. Für den Nachmittag stand noch einmal das KZ-Gelände auf dem Plan. Als erstes gingen wir in dieser zweiten Einheit zum Krematorium. In Dachau findet man zwei Krematorien vor, ein altes und ein neues. Das neue Krematorium wurde von Dachauern Häftlingen gebaut, da das alte zu klein wurde. Das neue Krematorium ist begehbar, und so konnten wir uns eigenständig diesen beängstigenden Ort anschauen. Es gab verschiedene Kammern, unter anderem eine Gaskammer. Für uns war es sehr unangenehm, in ihr zu stehen, obwohl wir wussten, dass in Dachau nie Massenmord in der Gaskammer verübt wurde. Nach diesem sehr eindrücklichen Moment brauchten wir alle erst mal ein wenig Zeit, teilten uns in Dreiergruppen auf und erkundeten mit verschiedenen Aufträgen das Museum. Der Museumsaufenthalt war sehr interessant, da das gesamte Museum chronologisch aufgebaut war, und man so die Zeit bis zur Befreiung durch die Alliierten sehr gut nachvollziehen konnte. Am Ende unseres Ausfluges besuchten wir noch das dazugehörige Gefängnis, in dem früher meist politische Gegner gefangen gehalten worden waren. Und trotzdem war der eine oder die andere froh nach diesem langen und sehr intensiven Tag wieder in der Jugendherberge zu sein. Nach dem Abendessen hatten wir erneut Freizeit. Eine kleine Gruppe von Freiwilligen brach allerdings noch einmal auf, denn wir hatten das Glück, dass an diesem Abend ein Zeitzeugengespräch mit einem Mann, der als Kind am Rande des KZs wohnte, vom Dachauer Gedenkstättenverband aus organisiert wurde. Wir ließen den Abend dann bei verschiedenen Aktivitäten ausklingen, z. B. mit Billiard, Tischtennis oder Karten. Es war für alle gesorgt.

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Die Klassenfahrt nach Dachau endete genauso schnell, wie sie begonnen hatte, denn als wir am dritten Tag aufwachten, stiegen wir das letzte Mal aus den Betten. Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück ging es dann an das Bepacken der zwei Busse. Als unsere Busse langsam von unserer Jugendherberge wegfuhren, traten wir zum letzten Teil unserer Klassenfahrt an, und zwar zu einem Trip nach München, das wir nach einer kurzen Fahrt erreichten. In München besuchten zuerst die Schüler des ersten Busses (Klasse 9a und die Lateiner der 9b) das NS -Dokumentationszentrum, während die Schüler des zweiten Busses (Klasse 9c und die Französisch-Schüler der 9b) zwei Stunden Zeit hatten, die Stadt München auf eigene Faust zu erkunden. Nach den besagten zwei Stunden tauschten die Gruppen. Trotz allem, was wir schon in den letzten Tagen über den Nationalsozialismus erfahren hatten, bekamen wir im Dokumentationszentrum einige neue Sachen zu hören, z.B. wie es mit den Frauenrechten zur Zeit Hitlers aussah. Außerdem lernten wir auch viel über die Menschen, die sich gegen die Nazis stellten und dem so wichtigen Widerstand angehörten. Während es im Dokumentationszentrum noch einmal um ernstere Themen ging, füllten sich die Einkaufstaschen der Schüler, die gerade die Innenstadt Münchens besuchten. Die Köpfe voller neuer Einblicke und die Taschen voller Mitbringsel ging es dann zurück nach Mannheim. Für uns Neuntklässler ging damit eine lehr- und ereignisreiche Woche zu Ende. Wir sind froh, die Möglichkeit bekommen zu haben, Geschichte so auch praktisch zu erleben und uns aktiv mit der NS-Vergangenheit beschäftigen zu können.

Kora Singer (9a), Hannah Schultheis (9b), Bruno Boll und Robert Pomarac (9c)
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