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Compassion - Vom Sozialen Lernen zum Sozialen Handeln

-Menschsein für Andere
Projekt für soziales Lernen der Klassen 10
Ansprechpartner (von Lehrerseite): Frau Bartaune

Was ist COMPASSION?

Compassion ist eines von mehreren Projekten im Rahmen des Curriculums des Sozialen Lernens am Ursulinen-Gymnasium.

Als christliche Schule, die "wert(e)voll" in die Zukunft" geht (so das Motto des 60-jährigen Jubiläums), ist die Entdeckung, Vermittlung, Stärkung und Entwicklung sozialer Kompetenzen bei Schülerinnen und Schülerin von Klasse 5 an immer wieder Bestandteil des Lernprozesses.
Dazu gehören Projekte wie Klassentage zur Verbesserung der Klassengemeinschaft, Trek (ein Projekt zur Bewältigung von Konfliktsituationen), Suchtprävention, Ausbildung von Streitschlichtern und Schülermentoren.
In vielen dieser Projekte geht es besonders um den Umgang der Jugendlichen miteinander in ihren Klassen, der Schulgemeinschaft, mit Freunden oder in der Familie.

COMPASSION hingegen ist ein erlebnispädagogisch orientiertes Projekt, das außerhalb des Schulalltags durchgeführt wird und Lebenswelten entdecken lässt, die in der Regel außerhalb des schulischen oder familiären Alltags der Schülerinnen und Schüler liegen.

Wie läuft COMPASSION ab?

Alle Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen arbeiten zwei Wochen lang in sozialen Einrichtungen wie z.B. Kliniken, Altenpflegeheimen, Kinderheimen, Behindertenwohnheimen oder auch in Arbeitsloseninitiativen oder Fördereinrichtungen für behinderte oder benachteiligte Kinder und Jugendliche.
Da der Schulunterricht während dieser 14 Tage entfällt, ist es möglich, die Schülerinnen und Schüler in die ganz normalen Abläufe der jeweiligen Einrichtungen einzugliedern.

Das Praktikum wird dennoch in den Schulalltag integriert. Die Jugendlichen werden durch Gesprächsrunden, Fragebögen, Begleitung im Unterricht besonders in den Fächern Gemeinschaftskunde, Deutsch und Religion, Erfahrungsberichte älterer Schülerinnen und Schüler und Informationsveranstaltungen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus sozialen Einrichtungen auf das Praktikum vorbereitet.
Dabei gilt es auch immer Vorbehalte, Ängste und eine gewisse Skepsis bezüglich der Notwendigkeit oder des Sinns des Projektes aufzugreifen und abzubauen. Manche Schülerinnen und Schüler empfinden die 14 Tage ohne Schule aber auch als willkommene Abwechslung im Schulalltag.
Auch während des Praktikums halten Lehrerinnen und Lehrer durch Besuche in den Einrichtungen und Gesprächsangebote Kontakt zu den Praktikantinnen und Praktikanten.

Was bewirkt COMPASSION?

Der Umgang mit kranken, alten oder behinderten Menschen ist für die Jugendlichen oft eine große Herausforderung.
„Diese Nähe zum Sterben beängstigte mich. Der Gedanke, dass all die Senioren, die mir so an mein Herz gewachsen waren, an diesem Ort waren um ihr Lebensende zu erwarten." (L.; Altenpflege)

Die Erfahrung des Gebrauchtwerdens, des Akzeptiertwerdens und der Dankbarkeit von Menschen, die unser tägliches Leben sonst nicht teilen, empfinden die meisten als große Bereicherung, wie die folgenden Zitate aus Praktikumsberichten deutlich zeigen:

„Allerdings dachte ich, dass ich zuviel Scham zeigen würde und viel zu schüchtern sei, um in diesem Beruf tätig zu sein. Also war ich dann völlig überrascht als ich mit nichts Probleme hatte. Ich ekelte mich vor den wenigsten Dingen und selbst dann beherrschte ich mich und konnte den Menschen trotzdem noch helfen.
…. Das gab mir ein zufriedenes Gefühl … Ich genoss es, von den Erwachsenen dort akzeptiert zu werden …
Man hat einfach ein gutes Gefühl, wenn man nach einem langen Arbeitstag erschöpft nach Hause geht. Man weiß, dass man geholfen hat.“ (S., Pflegedienst)

„Was ich sehr schön fand, war die Tatsache, dass die Schüler meiner Klasse auch in der großen Pause zwischen 12 und 13 Uhr, wenn es Essen gibt, zu mir gekommen sind, wenn ich im Klassenzimmer war oder am Teich saß und mit mir reden oder spielen wollten. Sie wollten etwas über mein Leben wissen, Dinge, die für mich ganz normal, für sie aber etwas Besonderes sind, wie zum Beispiel, sich mit Freunden treffen und weggehen.“ (S., Blindenschule)

Besonders wichtig ist für die Schülerinnen und Schüler aber der persönliche Gewinn. Häufig lernen sie sich selbst und ihre Begabungen neu zu sehen und entdecken neue Seiten und Talente bei sich, gewinnen Selbstvertrauen und werden offener im Umgang mit anderen Menschen und neuen Situationen.

„Schon in diesen zwei Wochen habe ich selbst große Veränderungen bemerkt, wie ich anderen Menschen gegenüber trete, mich ihnen gegenüber verhalte und wie ich zu meinem eigenen Leben stehe.“ ( I., Rettungswache)

„Ich hätte nie gedacht, dass mich das Praktikum so mitnimmt. Denn seitdem das Praktikum vorbei ist, rede ich sehr oft über die Kinder. Und komischerweise höre ich seit dem leiser Musik und reagiere auf laute Geräusche ganz anders, weil ich jetzt weiß, dass es wirklich schlimm sein muss, nichts zu hören, auch wenn die Kinder damit so super umgehen“ (L., Schulkindergarten für Hörbehinderte)

„Insgesamt glaube ich, bin ebenfalls offener für fremde Menschen geworden und gehe nicht mehr leicht schüchtern durch die Welt. Z.B. habe ich früher einfach weggeguckt, wenn jemand mich auf der Straße oder im Bus angesehen hat, jetzt lächele ich zurück“. (M., Behindertenwerkstätte)

Umfragen nach dem Praktikum zeigen, dass für die meisten Schülerinnen und Schüler das Praktikum eine Bereicherung war und dass sie es positiv einschätzen.
Auch eine gewisse Nachhaltigkeit ist festzustellen.
Einzelne Schülerinnen und Schüler halten den Kontakt zu ihren Einrichtungen auch nach dem Praktikum, andere leisten dort ihren Zivildienst ab, auch die Berufswahl wird durch das Praktikum beeinflusst.

Christina Bartaune, Koordinatorin der Sozialinitiative Compassion